More than words - Der Blog

Vertraue der Kraft der Worte! In diesem Blog erzähle ich über meine Arbeit als Journalist und Autor zwischen Kultur, Medien und Kommunikation.


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22.06.2022

Die Sache mit dem Talent

Mörtel oder Muse? Handwerker oder Künstler? Oder vielleicht Kunsthandwerker? Beim heutigen Autorenmittwoch #wewritewednesday auf Instagram ging es um die Frage, ob man Talent benötigt, um ein Buch zu schreiben.

Da ich zurzeit am zweiten Teil meiner Satirereihe über die Welt der Kommunikation arbeite, beziehe ich das Thema auf die Frage: Ist es eine Sache von Talent, lustig zu schreiben?

Natürlich ist Komik auch Handwerk, für das man Werkzeuge braucht. Auch Humor setzt sich aus Bausteinen zusammen, die am Ende ein Haus ergeben. Die Kunst besteht darin, die Steine so aufeinander zu setzen, dass sie einerseits halten und andererseits architektonisch attraktiv sind. Man kann einen Stahlcontainer mit einer Tür und zwei Fenstern da hinknallen, dann ist es einfach, aber platt. Oder man hat den Blick für das Verspielte und den Anspruch, seine eigene Bauweise, also Persönlichkeit einzubringen.

Techniken des Humors kann man lernen, aber die Empfänglichkeit und die Sichtweise, Inspirationen zu finden – gerade dort, wo die Grundlage nicht komisch ist – sollte man bereits in sich tragen. Um Autos zu reparieren, Mützen zu stricken oder mit Begeisterung Matheformeln anzuwenden, dazu fehlt mir die Begabung. Aber mit Wörtern und Sprache kann ich gut umgehen. Es sei denn, es ist Moselfränkisch oder nepalesischer Hochlanddialekt. Aber da frage ich dann Google.

Bei der Verarbeitung von Humor ist mir irgendwann bewusst geworden, dass in gewissen Situationen ein paar Schalter umgelegt werden. Dann liegt meine Wahrnehmung auf der Komik einer Begebenheit oder Äußerung. Dazu muss ich aber in der Stimmung sein. Im zweiten Schritt gelang es mir mit der Zeit, diese Situationen in eine Geschichte zu übertragen – sie also nicht nur nachzuerzählen, sondern durch literarische Verfremdung zu eigenständiger Fiktion zu machen.

Ich arbeite keine Liste mit Humortechniken oder rhetorischen Figuren ab. Vieles läuft intuitiv – aber auch nur, weil ich manches verinnerlicht habe. Erst in der Überarbeitung eines Textes kommt mit der Distanz die Analyse hinzu, z.B. wenn ich eine Szene verstärken, verdrehen oder woanders verorten muss, um ihr Relevanz zu geben.

Damit die Leser das Buch schließlich mit dem Gedanken zuklappen: „War ganz lustig.“ Oder: „Kann man so machen.“ Oder auch: „Für die Omma is‘ dat nix, aber ich fand’s komisch.“

Na, recht schönen Dank. :-)



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