More than words - Der Blog

Vertraue der Kraft der Worte! In diesem Blog erzähle ich über meine Arbeit als Journalist und Autor zwischen Kultur, Medien und Kommunikation.


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04.05.2022

Der Preis ist nice!

„Klaus-Peter Mötsch! Klaus-Peter! Sie sind dabeiiii!“ Heute Abend zündet RTL im Duktus einer Marktschreier-Familie die nächste Stufe der Retrowelle im deutschen Unterhaltungsfernsehen. Und das buchstäblich, denn nicht umsonst heißt der Klassiker unter den Dauerwerbesendungen „Der Preis ist heiß“!

Harry Wijnvoord, ehemaliger Quotenholländer, Slimfast-Botschafter und Schwarm aller Hausfrauen über 60, hat sich dankbar breitschlagen lassen, wieder den alerten Host zu geben, um Kandidaten in launigen Jahrmarktspielen in Begeisterung zu versetzen.

Man konnte ja selbst kaum auf dem Sofa sitzenbleiben, wenn sich Hannelore aus Emmerich wie Bolle oder eben wie Hannelore über den Schnellkochtopf freute, den sie in einer nervenaufreibenden Raterunde gewann. Zuvor musste sie allerdings Produktpräsentationen über sich ergehen lassen, die jeder Tupperparty in nichts nachstanden.

Das in den 90ern gern als „Klatschvieh“ bezeichnete Studiopublikum rastete konsequent aus, egal ob es das 60-teilige Porzellanservice von Villeroy & Boch oder die Luxusreise nach Bad Westernkotten war. Dem Warmupper sei Dank, der für die knallbunte, mit künstlicher Fröhlichkeit aufgebauschte Gameshow an seine Leistungsgrenze ging, um das Publikum auf Betriebstemperatur zu halten. Co-Moderator Thorsten Schorn kann ein Lied davon singen, begann der etablierte Radiomoderator seine TV-Karriere doch selbst als Einheizer diverser Produktionen, u.a. für „Wer wird Millionär“.

Nachdem andere Kultsendungen wie „Geh aufs Ganze“, „Wetten, dass“ und „7 Tage – 7 Köpfe“ ein Revival erfuhren, wird sich die Retrowelle auf weitere Formate erstrecken: So soll eine Neuauflage der „100.000 Mark Show“ mit Ulla Kock am Brink ebenfalls in den Startlöchern stehen.

Zudem kündigte RTL an, die Trickserie „Pumuckl“ wiederzubeleben. Tolle Idee. Die Frage ist nur, ob der Sender für diese liebevolle Serie mit ihrem unschuldigen Charme das richtige Programmumfeld bietet.

Wenn jetzt auch noch „Knight Rider“, „Eine schrecklich nette Familie“ und die „Disney Filmparade“ zurückkommen, hole ich aber wieder meinen Schulranzen mit den Reflektoren aus dem Keller und kaufe mir am Kiosk eine gemischte Tüte für 50 Pfennig.



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