More than words - Der Blog
Vertraue der Kraft der Worte! In diesem Blog erzähle ich über meine Arbeit als Journalist und Autor zwischen Kultur, Medien und Kommunikation.
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26.01.2022
„... so wie es nachtet, wenn des Tages Licht entschwand.“
Zeile für Zeile rückte er näher. Sie war darauf vorbereitet, und doch kam er irgendwie schlagartig: der letzte Satz. Bianca las ihn mit solchem Bedacht, als würde sie jedem einzelnen Buchstaben ihre Aufmerksamkeit schenken.
Und dann war da ein Punkt. Und mit diesem Punkt war die Geschichte – Geschichte. Bianca hielt inne. Äußerlich regungslos, durchströmte sie im Innern ein gründlicher Schauer. Sie las den letzten Satz noch einmal, blätterte um und was sie erblickte, war eine weiße Seite. Weiß. Selbst ohne eine Ziffer. Sie strich sanft über das Papier und lächelte. Jedes Ende ist ein neuer Anfang, dachte sie.
Es war bereits dunkel geworden. Das Licht der Straßenlaterne vor ihrem Fenster schien durch die Ritzen der Jalousie und zeichnete blasse Streifen an die Wand. Sie beugte sich zum Nachttisch herüber und knipste die Leselampe aus, die mittlerweile bemerkenswert heiß geworden war. Ein tiefer Seufzer hauchte durch die Dunkelheit. Der Rest war Schweigen.
Können Sie sich in dieser Szene wiederfinden? Mit welchem Gefühl lesen Sie die letzten Seiten eines Buches? Und gibt es letzte Sätze aus Werken, an die Sie sich ewig erinnern werden?
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(Die Überschrift zitiert übrigens den letzten Satz aus Victor Hugos Romanklassiker „Die Elenden", erschienen 1862 im Verlag A. Lacroix Verboeckhoven & Ce.)
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